Archiv der Kategorie: Bachelor: Nordamerikastudien

Verliebt in Kanada

Der Bachelorstudiengang Nordamerikastudien umfasst die Kultur, Geschichte und Literatur der USA und Kanada. Davon sollte man auch ausgehen, weil Kanada bekanntlich ein Teil von Nordamerika ist. Leider ist Kanada nur ein kleiner Teil des Studiengangs Nordamerikastudien, was aber Franziska Fischer nicht daran gehindert zwei Semester an der Bishops University in Quebec, Kanada zu studieren. Eigentlich war es auch die Liebe zu Kanada, die sie auf Umwegen dazu brachte ihr Studium am Amerika-Institut zu beginnen. Eine längere Zeit in einem Englisch-sprachigen Land zu verbringen ist übrigens auch eine gute Möglichkeit sich auf das Studium am Amerika-Institut vorzubereiten, denn gute Englischkenntnisse sind eine Grundvoraussetzung.

Auch Sabine Buchczyk, die gerade ihre Doktorarbeit schreibt, schätze auch schon während ihres Magister Studiums “die internationale Vernetzung – die LMU verfügt über ein sehr großes Angebot an Austauschprogrammen und bietet Studenten sowie Lehrenden viele Möglichkeiten auch im Ausland wertvolle Erfahrungen zu sammeln.” Auch für Franziska war die Möglichkeit im Ausland zu studieren ein großer Pluspunkt am Amerika-Institut. Auf diese Weise konnte sie auch die hohen Studiengebühren umgehen, die sie für ein komplettes Studium in Kanada hätte bezahlen müssen.

Die Quelle der Weisheit

Schon in der Schule wurde uns eingetrichtert Wikipedia nicht als Quelle für Referate zu nutzen. Diese Weisheit gilt natürlich auch im Studium weiter. Um Quellen beurteilen zu können ist das kritische Denken ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Um welche Art von Quelle es sich handelt, von wem sie stammt und für welches Publikum sie gedacht war sind nur einige Faktoren, die helfen können die Zuverlässigkeit einer Quelle zu beurteilen. Quellenkritik ist demnach ein wichtiger Bestandteil des Studiums am Amerika-Institut.

Neben der Bereitschaft zu den Vorlesungen zu erscheinen ist das Lernen kritisch zu denken auch für Michelle Engert Grundvoraussetzung um das Studium am Amerika-Institut erfolgreich abzuschließen. Auch Sabine Buchczyk betont „ein generelles Interesse für Kulturgeschichte ist Voraussetzung“ für jeden Studieninteressierten.

Eine große Sorge von Studenten von Studiengängen wie Nordamerikastudien sind die späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch bezüglich dieser Sorge betont Michelle Engert wie wichtig es ist zu lernen seine Gedanken in Diskussionen einzubringen, zu schreiben, zu lesen und kritisch zu denken. Diese Fähigkeiten sind auch im Berufsleben essentiell. Ein Studium am Amerika-Institut ist alles andere als Frontalunterricht, sondern eine Möglichkeit über Nordamerika, aber auch über seine eigenen Fähigkeiten zu lernen.

Wie Seminare entstehen

Woher nimmt ein Dozent die Inspiration für die Kurse, die er am Amerika-Institut anbietet?

Das Schöne am Studium am Amerika-Institut ist, dass man als Student auch einen Einfluss auf den Inhalt der Lehrveranstaltungen hat. Besonders in Seminaren und Übungen wird die Zeit zum einem großen Teil durch Referate und anderen Beiträge der Studierenden gefüllt. Viele Inhalte werden gemeinsam erarbeitet und auch Diskussion zum jeweiligen Thema, gemeinsam mit dem Dozenten, gehört dazu. Michelle Engert gefällt am Amerika-Institut besonders, dass die Kurse meist in kleinen Gruppen unterrichtet werden und deshalb jeder anwesende Student zu Wort kommen kann, denn viele interessante Beiträge kommen von den Studierenden selbst.

Auch bei der Entstehung von neuen Kursen können Studenten Einfluss nehmen. Das Seminar Ferguson –  What Happened?, welches Michelle Engert unterrichtete entstand als ihr ein Student eine E-Mail sendete, um herauszufinden, warum Afro-Amerikaner wie Micheal Brown von Polizisten erschossen werden. Um nicht nur dem einen Studenten, sondern vielen anderen die Komplexität hinter den Geschehnissen zu vermitteln entschied sich Michelle Engert ein Seminar zu dem Thema anzubieten. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie aktuelle oder vergangene Ereignisse zum Thema von Lehrveranstaltungen werden.

Eine Verteidigerin und eine TV-Show

Eine Verteidigerin beginnt wegen einer TV-Show Kurse an einer Universität zu unterrichten. Das könnte auch ein fragwürdiger Titel in der Boulevardpresse sein, aber in diesem Fall ist es eine Anekdote aus dem Leben von Michelle Engert. Die TV-Serie The Wire (HBO 2002-2008) handelt von Polizisten, Korruption, Kriminellen etc. und spielt in Baltimore, wo Michelle Engert zu der Zeit lebte als eine Bekannte sie fragte, ob sie einen Kurs über die TV-Serie an der Universität unterrichten wollte. Obwohl sie in Vollzeit als Anwältin arbeitete, klang das Angebot zu interessant, um es abzulehnen. Dem hinzuzufügen ist nur noch, dass sie selber ein Fan der Serie ist und diese auch gelegentlich in Ausschnitten während ihrer Kurse zeigt.

Einem „Happy accident“ verdankt sie ihre unverhoffte Laufbahn als Dozentin. Seit 2011 unterrichtet sie am Amerika-Institut über die rechtlichen Begebenheiten in den USA. Im Sommersemester 2015 konnte man ihre Kurse über das Polizeisystem oder die Todesstrafe besuchen. Besonders die Mischung von Dozenten aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen beruflichen Hintergründen machen das Studium am Amerika-Institut so vielfältig.

Die Kurse im Bachelor Nordamerikastudien

„Insgesamt ist die Modulstruktur im Studiengang schon sinnvoll“, so Rehberg, Absolvent des Bachelors Nordamerikastudien. „Aber eine klarere Aufteilung nach Disziplinen hätte ich sehr gut gefunden. Meiner Meinung nach gibt es zum Beispiel zu wenige Politikkurse, ein größeres Angebot an Kursen aus bestimmten Bereichen wäre gut gewesen.“

In den ersten vier Semestern des Bachelors müssen alle Studierenden die Pflichtmodule absolvieren. Ab dem vierten Semester haben sie außerdem die Wahl zwischen dem Wahlbereich Literaturgeschichte und dem Wahlbereich Kulturgeschichte. Zudem gibt es ein Praxismodul im fünften und sechsten Semester, um die praktischen Fähigkeiten der Studierenden zu verbessern.

„Sehr interessant fand ich einen Kurs über das amerikanische politische System. Die Dozentin war eine Anwältin aus den USA und der Kurs war sehr realitätsnah und praxisbezogen“, so Rehberg. „Weniger spannend fand ich hingegen einige Kurse aus dem Bereich der Soft Skills.“

Zusätzlich zum Hauptfach (120 ECTS) muss jeder Studierende ein Nebenfach mit 60 ECTS wählen. Dafür gibt es 15 Nebenfächer zur Auswahl – „insgesamt wurden die Kombinationsmöglichkeiten durch die Bologna Reform aber eingeschränkt“, meint Rehberg. „Ich hatte das Nebenfach Geschichte, das sich sehr gut mit dem Hauptfach ergänzt hat. Durch ein Nebenfach kann man sich innerhalb des Studiums entsprechend spezialisieren.“

Der Bachelor Nordamerikastudien

Warum entschließt man sich dazu, den Bachelor Nordamerikastudien am Amerika-Institut der LMU München zu studieren? Ediz Rehberg, der den Bachelor im Sommer 2015 abgeschlossen hat, meint dazu: „Ich hatte in der Schule die Leistungskurse Englisch und Geschichte und interessiere mich zusätzlich auch sehr für Politik. Die Amerikanistik habe ich als eine gute Mischung zwischen den Themen. Mit meinem Englisch-LK habe ich damals einen Vortrag über die Simpsons als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft von einem ehemaligen Professor des Amerika-Instituts im Amerikahaus besucht – das hat mich sehr beeindruckt.“

Rückblickend war es die richtige Entscheidung. Rehberg ist der Meinung, dass man durch den Studiengang einen sehr guten Einblick in die amerikanische Geschichte bekommt: „Man sieht immer Nachrichten über die USA und fragt sich, woher die Einstellungen und Ansichten der Amerikaner kommen. Die Amerikanistik gibt einem die Möglichkeit zu verstehen, wieso die Leute so denken wie sie denken.“

Besonders aufgefallen ist ihm auch das gute Verhältnis zwischen Studierenden und Professoren. Da Nordamerikastudien kein Massenstudiengang ist, ist das Amerika-Institut sehr familiär – man kennt sich untereinander und kann auch mit den Professorinnen und Professoren gut reden.

Der Bachelor „Nordamerikastudien“ – Susanne Mader im Interview

Im Interview verriet mir die Masterstudentin Susanne Mader etwas über ihre Erfahrungen mit dem Bachelor „Nordamerikastudien“.

Warum hast du dich für den Bachelor „Nordamerikastudien“ entschieden?

Nach einem zweijährigen Aufenthalt in den USA nach dem Abitur habe ich sozusagen Blut geleckt, was die amerikanische Kultur und Literatur betrifft, zumal ja im Volksmund oft plakativ behauptet wird, die Amerikaner hätten gar keine Kultur. In den zwei Jahren, in denen ich in Amerika war, habe ich es als ein Land der Widersprüchlichkeiten und teilweise auch der Absurditäten kennengelernt und ich wollte einfach wissen, woher diese Dinge kommen.

Wie hat dir der Studiengang gefallen? Wie waren die Kurse und Dozenten?

Insgesamt hat mir der Studiengang, den ich im Übrigen mit einem literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt abgeschlossen habe, sehr gut gefallen. Die Dozenten würde ich als sehr motiviert und zugänglich beschreiben. Am besten fand ich eigentlich immer, dass bei den Seminararbeiten keine Themen vorgegeben werden, sondern dass jeder nach seinem eigenen Gusto und Interessen selbst Themen wählen kann. Meine Bachelorarbeit hat mir letztendlich glaube ich von allen Dingen am meisten Spaß gemacht. Dabei hatte ich auch wirklich tolle Unterstützung von meinem Betreuer.

Welches Nebenfach hattest du? Wie hat das zum Hauptfach gepasst und würdest du es weiterempfehlen?

Ich hatte mich erst für Rechtswissenschaften eingeschrieben, aber das Nebenfach nach sage und schreibe zwei Wochen wieder gewechselt. Dann hatte ich Kommunikationswissenschaft, was ich auch sofort wieder nehmen würde. Oft wollen ja auch die Amerikanisten nach dem Studium „Irgendwas mit Medien“ machen und die Kommunikationswissenschaft bietet da schon gewisse Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten.

Hast du während des Bachelors Praxiserfahrung gesammelt?

Ich habe während des Bachelorstudiums diverse Praktika gemacht. Darunter zum Beispiel ein Praktikum bei der Bayerischen Amerika Akademie und der Sportmarketing-Agentur Monaco Sports in München. Das Praktikum bei der BAA hatte natürlich mehr mit dem Studium zu tun und auch danach hat sich immer mal wieder eine Zusammenarbeit ergeben. Es hat auch den Blick dafür geöffnet, was Leute aus unserem Forschungsfeld denn in ihrer Arbeit eigentlich genau machen und wie sie arbeiten. Das hat schon den Praxisbezug hergestellt, den man, denke ich, als Geisteswissenschaftler manchmal vermisst.

Wie entsteht ein Kurs?

Geht man das Kursangebot des Bachelors „Nordamerikastudien“ und des Masters „American History, Culture and Society“ durch, erscheint es einem durchaus sehr vielfältig. Dahinter steckt natürlich viel Planung – Frau Professor Prutsch und Professor Decker erklären, wie ein Kurs überhaupt entsteht.

„Zuerst müssen wir überlegen, wie viele Personen im Semester unterrichten und wie viele Unterrichtsstunden so zusammenkommen. Dann gibt es feste Pflichtkurse wie die Grundkurse, die auf jeden Fall angeboten werden müssen. Für die restlichen Kurse können die Kolleginnen und Kollegen dann Vorschläge machen“, so Professor Decker. Dabei wird darauf geachtet, dass die Kurse spezielle Themen behandeln, aber gleichzeitig in dem Bereich einen guten Überblick vermitteln. Wenn man den Abschluss hat, soll man schließlich bestimmte grundlegende Dinge kennengelernt haben. „Auch die Ausgewogenheit spielt eine große Rolle – wir versuchen immer, Kurse aus verschiedenen Themenbereichen anzubieten, sodass für jeden etwas dabei ist“, meint Frau Professor Prutsch.

Wenn Studierende einen Vorschlag für einen Kurs haben, wenden sie sich am besten an die Fachschaft, um herauszufinden, ob das auch bei anderen gut ankommt. Professor Decker: „Wenn wir merken, dass viele Studierende ein Thema gut fänden, nehmen wir Vorschläge gerne an und prüfen, ob sie umsetzbar sind.“

Die Schwerpunktsetzung im Bachelor

Ab dem vierten Semester kann man im Bachelor Nordamerikastudien einen Schwerpunkt auf entweder Literaturgeschichte oder Kulturgeschichte setzen. Wie entscheidet man sich da am besten – welcher Fokus ist sinnvoll?

„Ich würde auf jeden Fall immer raten, sich nach Interesse zu entscheiden – das Studium ist ja ohnehin eines, das viel Geduld erfordert. Daher ist es wichtig, dass man sich auch wirklich intensiv mit dem Bereich auseinandersetzen will“, meint Frau Professor Prutsch. In beiden Schwerpunkten arbeitet man an Fähigkeiten, die auch später einmal im Beruf sehr wichtig sein können: zum Beispiel schnell Texte und deren Inhalte zu erfassen, sie zu analysieren und prägnant wiederzugeben.

Auch durch die Nebenfachwahl kann man zusätzliche Schwerpunkte setzen. Bei breiten Nebenfächern wie zum Beispiel „Sprache, Literatur, Kultur“ oder „Kunst, Musik, Theater“ ergibt es laut Professor Decker Sinn, das Hauptfach den eigenen Interessen folgend durch gezielt gewählte Kurse zu ergänzen.

Studieren am Amerika-Institut – was sollte man mitbringen?

Sich einfach nur mal für den Bachelor einschreiben, weil man sonst nichts Besseres weiß? Wahrscheinlich nicht die beste Idee. Aber was sollte man tatsächlich für das Studium am Amerika-Institut mitbringen? Frau Professor Prutsch und Professor Decker sind sich einig, dass Interesse und Neugierde am wichtigsten sind.

„Man braucht schon wissenschaftliche Neugierde und Interesse, sich nicht nur mit der aktuellen Populärkultur zu beschäftigen, sondern auch historische Phänomene zu verstehen. Beispielsweise kann man aus einer heutigen Perspektive keine Genderfragen des späten 18. Jahrhunderts verstehen – man muss den Diskurs aus der Zeit heraus interpretieren“, so Frau Professor Prutsch. Wenn Studierende nur Amerikanistik studieren, weil sie nicht wissen, was sie sonst tun sollen, ist es natürlich schwieriger, ihre Neugierde zu wecken und die Geschichte der USA in ihrer Komplexität zu vermitteln.

Professor Decker betont außerdem, dass man seit Einführung des Bachelors sowohl an der Kultur- als auch der Literaturgeschichte interessiert sein sollte. Im Magister konnte man sich noch auf einen Bereich spezialisieren. Jetzt im Bachelor gibt es aber immerhin eine Vertiefung ab dem vierten Semester.

Aus welchen Gründen habt ihr euch für ein Amerikanistik-Studium entschieden?